Gekochte Wolle

Was ist „Gekochte Wolle“?

„Gekochte Wolle“ ist ein Walkstoff aus gewebten Wolltextilien mit einem Mindestgehalt von zwanzig Prozent Wolle. Während des Walkens werden die Fasern dieser Textilien durch Pressen, Drücken, Schieben und Stauchen in warmen, schwach alkalischen oder sauren Bädern so verfilzt, dass die ursprüngliche Webbindung nicht mehr zu erkennen ist. Wird dieser Prozess mit ungewebter Ware durchgeführt, spricht man von Filz. Dessen Struktur ist völlig anders und darf nicht mit Walkstoff b.z.w. "Gekochter Wolle" verwechselt werden. Früher wurde Walkstoff ausschließlich aus hundert Prozent Wolle hergestellt. Heute verwendet man in geringem Maße auch Mischgewebe, welches aber einen Mindestgehalt von zwanzig Prozent Wolle enthalten muss. Bis ins 19. Jahrhundert bezeichnete man Walkstoffe auch als Tuch.

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Herstellung von „Gekochter Wolle“

Vor dem eigentlichen Walkprozess muss das rohe Gewebe (Loden) erst einmal mechanisch und dann durch Waschen von Verunreinigungen befreit werden. Danach wird das Gewebe in einem warmen, schwach alkalischen oder sauren Bad unter mechanischer Beanspruchung durchgeknetet, sodass sich die Fasern aufspalten und verfilzen. Früher wurde beim Walken in Walkmühlen unter fließendem Wasser mit Hämmern auf die Materialien eingeschlagen. Nach dem Walkvorgang wäscht man das gewalkte Gewebe wieder und spannt es zum Trocknen über einen sogenannten Trockenrahmen. In der Folge wird das Tuch in Wasserdampf geraut. Dabei ragen die beim Verfilzen entstehenden Härchen unregelmäßig aus der Tuchoberfläche hervor. Diese werden bei diesem Prozess gleichmäßig herausgezogen und in einer Richtung niedergestrichen. Auf dem trockenen Tuch bürstet man die herausgezogenen Härchen gegen den Strich auf und schneidet sie mit einer Schermaschine gleichmäßig ab. Je öfter der Vorgang des Rauens und Scherens stattfindet, desto höher ist auch die Qualität des Tuchs.


Eigenschaften und Qualität von Walkstoff oder „Gekochter Wolle“

Walkstoffe sind Wasser abweisende, strapazierfähige, wärmende und knitterfreie Textilien. Je nach Faserdichte sind Qualitäten von 200 bis 1000 g/m² im Gebrauch. Weiterhin ist die Qualität auch von der Faserzusammensetzung abhängig.

 

Verwendung

Walkstoff oder „Gekochte Wolle“ findet vielseitige Verwendung. Traditionell wurde und wird es bei den Völkern Skandinaviens als Bekleidungsstoff verwendet. Außerdem bestehen viele Trachten der Alpenländer aus Walkloden, so z. B. die Bekleidungsstoffe der Jäger. In England ist das Broadcloth (breites Tuch) bekannt, woraus hauptsächlich Outdoorbekleidung hergestellt wird. Auch in Irland findet Walkstoff traditionell als Ulstertuch, dem Grundstoff für die Herstellung von Mänteln Anwendung. Auch gegenwärtig erfreuen sich Walkstoffe in Form von traditioneller, aber auch moderner Anwendung großer Beliebtheit.

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