Shantung
Was ist Shantung?
Der Begriff Shantung bezeichnet eine bestimmte Art
Seidenstoff, der auch unter den Begriffen Tussahseide, Naturseide, wilde Seide
oder Doupionseide zu finden ist. Ihren Namen Shantung erhält diese Seidenart
dadurch, dass sie in der gleichnamigen chinesischen Provinz hergestellt wird.
Das Gegenstück zu Shantung bildet die so genannte Zuchtseide, bei welcher vor
dem Schlüpfen des Seidenspinners die Seide abgehaspelt wird. Für Shantung oder
Tussahseide wird jedoch erst nach dem Schlüpfen der wild lebenden Tussah- oder
Eichenspinner die Seide gewonnen. Durch das entstandene Schlupfloch kann die
Seide nicht in einem Stück abgehaspelt werden. Da die einzelnen Fadenteile zu
einem ungleichmäßigen Garn verdreht werden, ergibt sich eine raue und
unregelmäßige Oberfläche mit zahlreichen feinen Knoten und Noppen. Der
rohseidene Stoff wird meist ungebleicht und ungefärbt weiterverarbeitet und kann
durch die Gerbsäure im Kokon eine leicht gelblich getönte Farbe besitzen.
Webart
Wie bei allen Textilien, die mithilfe eines Webverfahrens gefertigt werden,
besteht der Stoff aus so genannten Kett- und Schussfäden. Die Kettfäden werden
hierbei am Webstuhl fixiert und der lose Schussfaden wird abwechselnd über und
unter den Kettfäden hergeführt. Je nach Stoffart werden dabei ein oder mehrere
Kettfäden über- und unterquert. Bei Shantung besteht der fixierte Kettfaden aus
Rohseide, die auch als Grége bezeichnet wird. Sie lässt diese typische
unregelmäßige Textur auf dem Gewebe entstehen, die mit feinen Knoten und Noppen
besetzt ist. Im Schuss finden sich zudem häufig Garne mit Flammgarneffekten. Als
Flammgarn wird die Zusammenführung und Verdrehung von zwei Garnen mit
verschiedenen Farben bezeichnet, sodass sich in bestimmten Abständen auf dem neu
entstandenen Garn die Farben abwechseln. Dieser Effekt wird inzwischen auch mit
Chemiefasern erreicht, die bei der Herstellung auch eingesetzt werden.