Stickereistoff
Will man den Ausgangsstoff bunt besticken, wählt man extra
angefertigten Stoff, welcher durchlöchert ist. Auch Seide, Leder, Tuch, Leinwand
aber auch Kanevas aus Seide, Hanf, Baumwolle und Leinen können als Grundlage
dienen. Gewöhnlicher Kreuzstich und die von ihm abgeleiteten Arten Webstich und
Gobelinstich sind dabei die häufigsten Anwendungen. Soll es aber eine besonders
edle Stickerei mit Mosaik ähnlichen zarten Bildern werden, setzt man der
Petitpont-Stich ein, welcher sehr feines Arbeiten ermöglicht.
Leichter fällt dieses feinere Arbeiten jedoch mit dem Plattstich. Diesen Stich
hat man im Mittelalter fast immer beim Sticken auf festem Grund angewandt. Der
feine Petitpoint-Stick wird ausschließlich mit Seidenfäden erstellt, während bei
den anderen Sticharten gefärbte Wolle eingesetzt wird. Allerdings sind auch bei
den anderen Sticharten eingenähte Perlen, Seide oder auch Goldfäden nicht
ausgeschlossen.
Beim Kettenstich wird jeder Stich doppelt ausgeführt und zwar so, dass der Faden
durch das gleiche Loch wieder zurückgeführt wird. Durch die dabei entstehende
Schlaufe wird der Faden hindurch geführt, sobald er durch das nächste Loch auf
der Unterseite des Grundlagenmaterials angekommen ist.
Im Mittelalter betrieb man oftmals hoch berühmte Goldstickerei, deren wunderbare
optische Wirkung noch heute in den burgundischen Gewändern – den Kaseln – aus
dem 15. Jahrhundert erkennbar ist. Diese Gewänder werden in Wien aufbewahrt.
Allerdings war diese Technik völlig anders als die heute gebräuchliche Technik.
Heute behandelt man die Goldfäden wie sonstige Fäden. In früherer Zeit legte man
mehrere dieser Goldfäden nebeneinander (parallel) und nähte sie mit
Überfangstichen fest. Nachdem so ein fester Grund gebildet war, brachte man die
eigentliche Stickerei an. Da die Stickerei nie ein geschlossenes
undurchsichtiges Gebilde ist, konnte das Gold hindurch schimmern und so die von
uns noch heute so angenehm empfundene Wirkung erzielt werden. Heute ähneln die
Goldstickerei und die Silberstickerei eher der Perlenstickerei. Letztere hat
dadurch, dass man eine Reihe billiger Glasperlen aneinanderreihte und aufnähte,
einen erheblichen Anteil am Verfall der Stickereikunst. Während früher derjenige
oder diejenige, welcher oder welche die Stickerei anfertigte, die Verzeichnung
selbst entwarf und anbrachte, überwiegt heute die industrielle Produktion der
Musterzeichnungen, was den künstlerischen Wert der Stickerei natürlich
schmälert.
Wird die Stickerei nicht mit der Nähnadel sondern mit dem Häkelhaken
angefertigt, bezeichnet man diese Art des Stickens als Tamburieren.
Die sogenannte Weißstickerei dient sehr oft als Namenstickerei der
Besitzerkennung der Wäsche. Ansonsten beschränkt sie sich auf die Verzierung der
Tischwäsche aus Leinwand oder Baumwolle, um dieser ein gediegeneres vornehmeres
Aussehen zu verleihen.