Kalmuck
Herstellung von Kalmuck
Baumwollfäden werden mit jeweils zwei Kett- und Schussfadensystemen als zwei
Gewebe miteinander gewoben und auf eine der folgenden Arten verbunden:
-Anbindung: Der Schuss des unteren wird mit der Kette vom oberen Gewebe
verbunden.
-Abbindung: Die Kette des unteren wird mit dem Schuss vom oberen Gewebe
verbunden
-Bindeschuss oder -kette: Ein weiteres Fadensystem wird zur Verbindung beider
Gewebe als Kette oder Schuss genutzt.
-Warenwechsel: Das untere und das obere Gewebe wechseln sich am Stoffrand
miteinander ab. Hierbei entsteht ein Hohlraum in der Mitte.
Für die beiden Gewebe wird die Köperbindung genutzt. Hierbei verläuft der Grat
schräg, wie am Denim-Stoff der Jeans erkennbar ist, dem vielleicht bekanntesten
Beispiel für eine Köperbindung. Es sind hier verschiedene Varianten möglich, der
Grat kann als S-Grat von oben links nach unten rechts verlaufen, ebenso als
Z-Grat von unten links nach oben rechts. Je nachdem ob die Schuss- oder die
Kettfäden überwiegen, wird das Gewebe als Schuss- oder Kettköper bezeichnet.
Denim ist ein Kettköper, auf dem weißen Schuss überwiegt die blaue Kette. Die
Webmaschinen werden dann so eingestellt, dass die dominierende Seite oben ist.
Wenn Gewebe in Köperbindung als Doppelgewebe verarbeitet werden, sind sie wie
beim Kalmuck außerordentlich robust.
Verbreitung des Kalmuck
Wenn die Legenden stimmen, wurde der Kalmuck vom mongolischen Volk der Kalmücken schon im 13. Jahrhundert unter Dschingis Khan nach Osteuropa eingeführt. Die Feldzüge Dschingis Khans endeten während seiner Westexpansion zwischen 1220 - 1223 zwar prinzipiell in der Ukraine, allerdings müssen einzelne seiner Reiterhorden, so auch Kalmücken, weiter bis an die Donau und in die österreichische Wachau vorgedrungen sein. Dort hinterließen sie ihre Pferdedecken, deren Webart von ortsansässigen Donauschiffern aufgenommen wurde. Diese stellten aus dem strapazierfähigen Gewebe Jacken her, die so genannten Kalmuck-Janker. Über Jahrhunderte trugen fortan die Flößer und Schiffleute an der Donau die praktischen Jacken. Die Bekleidung war Standard in dieser Berufsgruppe mindestens bis zum Ende des 19. Jahrhunderts. Erst mit dem Aufkommen der motorisierten Frachtschifffahrt wurde die Flößerei verdrängt, was die Folklore der Flößer inklusive ihrer Bekleidung fast verschwinden ließ. In der Wachau jedoch übernahmen nun die Winzer die Kalmuck-Janker von den Flößern. Da Kalmuck sehr typische Muster bildet, zählt er seit dem späten 19. Jahrhundert zur Tradition der Wachauer Winzer. Diese tragen ihn mit einem weißen Baumwollhemd sowie schwarzem Hut und schwarzer Hose, der Hut trägt einen Steinfeder-Busch. Diese Kleidung hat sich bis ins 21. Jahrhundert gehalten. Da die Winzer den Kalmuck-Janker nunmehr seit weit über einhundert Jahren nutzen, gilt er inzwischen als ihre traditionelle Tracht, die wenigen Flößer und übrigen Schiffer der Donau betrachten ihn jedoch ebenfalls noch als ihre Ehrentracht.