Filz
Die Herstellung von Filz
Filz kann aus verschiedenen Ausgangsmaterialien hergestellt werden, sowohl aus
Wolle als auch aus Pflanzen- und Chemiefasern. Sie werden entweder gewalkt,
vernadelt oder unter dem hohen Druck eines Wasserstrahls gepresst. Wie das
geschieht, hängt vom Ausgangsmaterial ab. Wollfilz wird gepresst oder gewalkt,
wobei sich einzelne Fasern ungeordnet verschlingen. Die Oberflächen der
Tierhaare verhaken sich dabei an kleinen Plättchen. Beim Walken (Nassfilzen)
wird das ungebundene Vlies mit Seife und Wasserdampf oder Warmwasser behandelt,
wobei sich die Haarschuppen aufstellen und dabei verhaken. Das Vlies schrumpft,
die Verhakung der Haare ist nicht mehr zu lösen. Beim Trockenfilzen bringt man
die trockene Wolle mit Filznadeln in Form, auch hier verschlingen und verhaken
sich die Haare oder Fasern des Ausgangsmaterials. Dieser Nadelfilz ist der
übliche, heute industriell hergestellte Filz. Auch ein Bindemittel oder ein
Wasserstrahl können zum Einsatz kommen, wobei auch Fasern ohne Schuppen wie die
Chemiefasern Polyester und Polyamid verfilzt werden können. In Kleinbetrieben
und privat wird in jüngerer Zeit wieder handwerklich gefilzt, hierbei werden
Schals, Westen, Jacken, Hüte und Hausschuhe hergestellt.
Die Geschichte des Filzes
Die ältesten archäologischen Funde verfilzter Textilien - gepresste Tierhaare - datieren vor etwa 10.000 Jahren, also etwas später als der Beginn der Webkunst. Es ist möglich, dass die Technik noch älter ist, denn die Materialien verrotten, seriöse Schätzungen halten jedoch den angegebenen Zeitpunkt für realistisch. Es war die Zeit, als Menschen sesshaft wurden und begannen, Ackerbau und Viehzucht zu betreiben. In den entstehenden Dorfgemeinschaften setzte sich eine stärkere Arbeitsteilung durch, die das relativ zeitaufwendige Verfahren des Filzens ermöglichte, das gleichzeitig den Vorteil des schnell verfügbaren Rohmaterials hat.
Eigenschaften und Anwendung von Filz
Filz ist temperaturbeständig und schwer entflammbar, er hemmt Schall, wirkt wärmedämmend und feuchtigkeitsabweisend. In der Bekleidungsindustrie werden Filzhüte, Stiefel, Pantoffeln und Trachtenjacken aus Filz hergestellt. Daneben ist er technisch gut verwendbar für Dichtungen in Form von Filzstreifen und Filzringen, als zu reinigendes Filtermedium für Gase, als Abstreifer bei Walzen, im Instrumentenbau bei Klavieren, zum Polieren für Metall, Glas und Keramik, als Stuhlbeingleiter und als Trockenfilz zur Papierherstellung. Wohnaccessoires, Tischläufer und Tischsets, Sitzauflagen, Teppiche und Vorhänge sind aus Filz, auch in naturfaserverstärkten Kunststoffen wird er eingesetzt. Selbst die zeitgenössische Kunst fand Gefallen am Filz in Collagen.