Schussatlas
Was ist Schussatlas?
Das Wort Atlas entstammt dem Arabischen und beschreibt die feine, glatte Oberfläche von Seidenstoffen. Zunächst aus China importiert wanderten im Mittelalter sowohl der Begriff als auch die Webtechnik nach Europa ein. Später wurde Atlas zum Lehnwort, das die besonderen Stoffe aus Italien beschrieb. Im Zuge dieser Entwicklung lieh der Begriff Atlas auch der Bindungsart den Namen.
Satin gilt als eine ältere Bezeichnung für Atlasstoffe und wird häufig synonym verwendet.
Herstellung und Eigenschaften
Atlasbindungen unterscheiden sich in Kett- und Schussatlas-Variationen. Während beim Kettatlas die Kette die Optik der Gewebeoberseite herbeiführt, ist es beim Schussatlas der Schuss. Beim Schussatlas bindet daher der Schussfaden über vier und unter einem einzelnen Kettfaden.
Durch einen Wechsel von Kett- und Schussatlasbindungen können Muster gewebt werden. Diese Technik ist jedoch sehr kompliziert und wurde in industrieller Form erst in der Moderne realisiert.
Die feine Optik der Garne und das glatte Erscheinungsbild stehen im Vordergrund und werden durch die Technik des Webens weiter hervorgehoben. Daher kann bei einem Schussatlas die Kette aus minderwertigeren oder gröberen Garnen bestehen. Für den Schuss werden Garne bevorzugt, deren Material eine hohe Stapellänge oder gar quasi unendliche Fasern (wie zum Beispiel bei Seide zu finden) aufweist. Hierdurch entsteht der besondere Glanz.
Textilien in Atlasbindung fallen nahezu faltenfrei und werfen (bei entsprechender Qualität) auch über leicht gewölbte Flächen gezogen keine Falten. Die Stoffe lassen sich in Richtung der Schussfäden beinahe mühelos verschieben. Mehr Griffigkeit und Stabilität können durch entsprechende Ausrüstungen des Gewebes erreicht werden.
Die häufig als schillernd beschriebene Oberfläche wird durch die verhältnismäßig langen und parallel liegenden Schussfadenstränge bedingt. Insbesondere bei glänzenden Garnen bietet sich so eine fließende Oberfläche. Die Rückseite des Atlas ist bedingt durch die Webart zumeist weniger stark reflektierend.
Insbesondere bei der Verarbeitung von modernen Glas- oder Kohlenstofffaser-Geweben ist die hohe Flexibilität von Vorteil. Hierdurch können auch komplexere Gestalten und Rundungen leicht geformt und geklebt werden.
Dabei sind die Stoffe relativ zu Köpergeweben nicht allzu strapazierfähig. Die Atlasvarianten sind aufgrund dessen oft nicht auf Haltbarkeit ausgerichtet. Die wenigen, verstreuten Bindungspunkte verteilen den Zug nicht gleichmäßig. Dadurch reißen die einzelnen Fäden im Vergleich leichter. Bei Verbundgeweben beispielsweise spielt dies jedoch eine zu vernachlässigende Rolle, da hier mehrere Lagen für die Stabilität sorgen.