Bastfasern
Was sind Bastfasern?
Bastfasern sind Pflanzenfasern. Sie werden aus der
Zellschicht gewonnen, mit der die Pflanze aus dem Boden mit Nährstoffen versorgt
wird. Die Bastschicht liegt bei Bäumen der Rinde am nächsten in der
Kambiumschicht eingebettet. Sie zeichnet sich, aufgrund ihrer speziellen
Aufgabe, durch eine äußerst flexible und beständige Zellstruktur aus. Je nach
Herkunftspflanze sind die einzelnen Fasern unterschiedlich in Länge und
Festigkeit. Die Fasern werden durch Rösten (Feuchthalten oder Wässern für
mehrere Tage bis Wochen) und anschließender Trocknung aufgeschlossen und
danach von den anderen Pflanzenbestandteilen getrennt. Seit jeher werden
Bastfasern zu Seilen und Garnen, in neuerer Zeit auch zu Faserverbundstoffen
verarbeitet. Siehe auch unter Bast und Jute.
Hanf
Faserhanf ist im Anbau unkompliziert, er benötigt keinerlei Dünge- oder Schädlingsbekämpfungshilfen. Als Dichtungsmittel für Wasserrohre überlebte diese außerordentlich witterungsbeständige Faser die industrielle Revolution. 5.800 Jahre alte Funde von Seilresten belegen, dass Hanf schon "immer" zur Fasergewinnung genutzt wurde. Papier, Segel, grobe und feine Webstoffe sowie seit Kurzem auch Verbund- und Dämmstoffe werden aus Hanffasern hergestellt. Auch die bei der Fasergewinnung anfallenden Nebenprodukte finden vielfache nützliche Verwendungsmöglichkeiten.
Leinen
Die Leinpflanze ist eine anspruchsvollere Faserpflanze. Sie benötigt besondere
Bodeneigenschaften, kann nur alle sechs Jahre auf demselben Grund gedeihen und
ist sehr anfällig, von anderen Kräutern unterdrückt zu werden. Düngung mit
Phosphor und Kalium sind nötig. Die Leinfaser ist strapazierfähig und fusselfrei.
In der Halbleinenweberei wird auf eine Leinenkette der Baumwollschuss gewebt. Da
Lein durch seine speziellen Fasereigenschaften fein verarbeitet werden kann und
außerdem hygienische Eigenschaften besitzt, wird Leinen gerne für Sommerkleidung oder
Wäsche genommen. Die kurzen Fasern werden in Verbundstoffen vielfältig genutzt.
Nessel
Die Fasernessel ist eine in der ersten Hälfte der 20. Jahrhunderts aus
Brennnesseln selektierte Züchtung, die speziell auf Faserwuchs ausgerichtet ist.
Sie wird bis zu drei Meter hoch und hat einen vielfach höheren Faseranteil als
ihre Urform. Der Anbau ist problemfrei auch über mehrere Jahre am selben Ort
möglich, durch ihren robusten Wuchs werden keinerlei Dünge- oder
Schädlingsbekämpfungsmittel benötigt. Nessel ist sehr weich und daher bei
Textilien sehr beliebt.
Ramie
Ramie ist eine Verwandte der Brennnessel aus dem asiatischen Raum. Schon vor 7.000 Jahren wurden ägyptische Mumien in Ramie gewickelt. Wegen ihrer Zartheit wird Ramie heute vorwiegend für Mischgewebe genommen. Auch Seile und Papier werden hieraus gewonnen.
Kenaf und Jute
Dies sind Malvenarten, die vorwiegend in China und Indien kultiviert werden. Die mehrere Meter hoch wachsenden einjährigen Pflanzen bieten eine grobe Faser, die eher als Einstreu oder bei Verbundmaterialien Verwendung finden. Jute ist als grober Sackstoff bekannt.