Samt
Vom arabischen Luxusgut zum Massenprodukt
Samt galt lange Zeit als Luxusstoff, der für Prunkgewänder und als Bezugsstoff für feine Möbel verwendet wurde. Erste europäische Produktionsstätten entstanden im Hochmittelalter in Italien, später nahmen auch flämische Manufakturen die Produktion auf. Moderne Produktionsmethoden und Materialien erlauben heute die Herstellung zahlreicher Varianten von Samt zu günstigen Preisen.
Eigenschaften von Samt
Samt fühlt sich allgemein sehr angenehm auf der Haut an. Das macht den weichen Stoff so beliebt für verschiedenste Kleidungsstücke. Auch als Bezugsstoff für Polstermöbel ist Samt ideal geeignet, denn die Oberfläche ist außerdem knitterarm. Samt zeichnet der besondere Flor aus, denn er hat eine sogenannte Strichrichtung. Streicht man über den Stoff, stellt er sich in die eine Richtung auf. Streicht man jedoch in die andere Richtung, bildet er eine glatte Oberfläche.
Je nach gewähltem Stoff unterscheiden sich die Eigenschaften von Samt:
- - Möbelsamt: bietet einen eleganten Schimmer und ist sehr strapazierfähig.
- - Pannesamt: hat eine leicht glänzende Oberfläche und ist sehr geschmeidig.
- - Baumwollsamt: die Oberfläche wirkt eher matt und daher dezenter.
- - Stretch-Samt: durch den Stretch-Anteil ist dieser Samt elastisch und legt sich figurbetont an den Körper an.
Herstellung und Ausgangsmaterialien
Der Produktionsprozess ist sehr aufwendig. Zwischen zwei Gewebeschichten, die
das Grundgerüst bilden, wird ein zweiter Kettfaden zu Schlaufen verwebt. Im
letzten Schritt werden die Schlaufen in der Mitte durchtrennt, so dass zwei
Bahnen Samt entstehen. Die Florhöhe kann dabei gleich oder verschieden sein,
beträgt jedoch maximal zwei Millimeter. Bei Längeren Fasern spricht man von
Velours oder Plüsch.
Da der Produktionsprozess Samt zu einem teuren Stoff machte, wurden vornehmlich
hochwertige Ausgangsmaterialien verwendet, meist Seide oder Kaschmirwolle.
Später kam auch immer häufiger Baumwolle zum Einsatz. Mit Einführung der industriellen Webstühle verbilligte sich auch der
Herstellungsprozess für Samt. Später hielten auch Kunstfasern Einzug in die
Produktion, vor allem Polyester. Eine Preiswerte Alternative zu Seidensamt ist
Samt aus Viskose, der nicht so „stumpf“ wirkt wie Baumwollsamt, sondern einen
seidigen Glanz hat.
Die ganze Vielfalt – Verschiedene Samtarten
Neben Samt mit unterschiedlicher Florlänge gibt es noch weitere Samtarten, die
nach dem Weben unterschiedlichen Nachbehandlungsprozessen unterworfen wurden.
Bei Pannesamtoder Crushed-Samt werden die Fasern nach bestimmten Mustern flach
gedrückt. Die Muster erscheinen je nach Lichteinfall mehr oder weniger deutlich.
Ähnlich hergestellt wird Prägesamt, bei dem eine, meist heiße, Form mit hohem
Druck in den Flor gepresst wird. Im Gegensatz zum Pannesamt entstehen keine
großflächigen, zufällig wirkende, Muster, sondern detaillierte Formen.
Ausbrennersamt beruht auf einem Grundgewebe aus Kunstfaser, dessen Faserflor aus
Naturfasern durch eine Ätzpaste an gewünschten stellen entfernt wird, so dass
durchscheinende Muster entstehen. Eine weitere Spezialform des Samts ist Cord.
Hier werden die Schlaufen, die später den Flor bilden, in größeren Abständen
eingewoben, so dass nach dem Aufschneiden die charakteristischen Linienmuster
entstehen.