Wildseide
Eine sehr feine Textilfaser ist die Seide. Sie wird aus dem Kokon der Seidenraupe gewonnen, das ist die Larve des Seidenspinners. Der Kokon besteht aus einem einzigen Endlosfaden und ist damit einmalig in der Natur. Aus solchen Fäden wird der matt glänzende Seidenstoffgewebt. Die hervorragenden Eigenschaften der Seide sind ihre Leichtigkeit und ihre Formbeständigkeit. Da sie gut isoliert, hält sie bei Kälte warm und kühlt bei Hitze. Sie wirkt feuchtigkeitsregulierend und nimmt sehr gut Farbe auf. Seidenstoffe sind allerdings sehr empfindlich gegenüber Wasser, Temperatur und Licht.
Gewinnung von Wildseide
Um den Seidenfaden eines Kokons weiter zu verarbeiten, wird er abgehaspelt, also abgewickelt. Das geschieht bei den Zuchtraupen noch, bevor die Raupen schlüpfen. Dazu werden die Raupen getötet. Bei der Wildseide ist das anders. Die Kokons wild lebender Seidenspinner werden nach dem Schlüpfen der Raupen eingesammelt. Die Raupen haben sich bereits durch den Kokon ins Freie geknabbert. Da jeder Kokon dadurch ein Loch hat, ist der Faden mehrfach zerstört. Für die Wildseide werden vorrangig die Kokons der in Japan und China wild lebenden Tussahspinner gesammelt. Diese Eichenspinner ernähren sich vom Eichenlaub. Vor der weiteren Verarbeitung wird die Wildseide in einem langen Waschprozess entbastet. Dann können die kurzen Fäden zu einem festen Garn zusammengesponnen werden. Das Garn weist die charakteristischen Verdickungen der Wildseide auf. Diese Seide ist im Vergleich zu anderer Seide etwas steifer. Oft wird die Faser mit anderen Fasern zusammen verwebt.
Verwendung der Wildseide
Aus der Wildseide werden Stoffe für Damenoberbekleidung, Anzüge oder für elegante Abendgarderobe, wie Kleider und Schals, hergestellt. Die Oberfläche ist nicht so dünn und gleichmäßig wie bei der Zuchtseide. Die guten Eigenschaften der Seide sind jedoch erhalten geblieben. Der feste und glänzende Faden sorgt für gute Stabilität. Diese Eigenschaft wird besonders bei Heimtextilien geschätzt. Gardinen und Kissenbezüge mit Wildseide besitzen eine sehr schön strukturierte Oberfläche. Seidenstoffe sollten nicht selbst gewaschen werden. Dafür ist eine fachgerechte Reinigung erforderlich. Wegen der angenehmen Trageeigenschaft und der Temperatur ausgleichenden Wirkung wird die Wildseide gerne zur Herstellung von Bettwaren verwendet. Die Wildseide kann bis zu 40 Prozent ihres Eigengewichtes an Feuchtigkeit aufnehmen. Besonders als Füllung einer leichten Sommerdecke oder in Kombination mit anderen Naturfasern ist mit einer Wildseidendecke ein gesundes Schlafklima gegeben.