Reißfestigkeit
Verwendung
Reißfeste Stoffe werden zum einen für Berufsbekleidung eingesetzt, die besonders starken Belastungen ausgesetzt ist. Der Hauptbereich liegt aber vor allem für Stoffe, die im Außenbereich eingesetzt werden und dort starker Zugkraft oder entsprechenden Witterungsverhältnissen ausgesetzt sind. Sonnensegel, Sicht- und Wetterschutzgewebe, Windgitter, Planen und Abdeckungen, im Bereich des Bootsbau wie Segel, Spinnacker und vieles andere.
Worauf basiert die Reißfestigkeit von Stoffen?
Materialien, Webarten, Stoffdichte und die Art der Garne von Stoffen beeinflussen maßgeblich deren Belastungsgrenzen. Die Gründe für eine hohe Reißfestigkeit sind:
- Material:
Naturfasern sind zwar ökologisch korrekt und weisen angenehme Trageeigenschaften auf, doch Kunstfasern sind reißfester. Unter diesen erweist sich wiederum das Polyamid gegenüber dem Polyester als reißfester, extrem belastbar (reißfest) sind unter anderem Cordura © Stoffe.
- Webart:
Es gibt drei Grundwebarten (Atlas-, Leinwand- und Köperbindung), die sich hinsichtlich der Reißfestigkeit unterscheiden. Die höchste Reißfestigkeit weisen Stoffe in Köperbindung auf, dazu zählen beispielsweise Jeansstoffe.
Dichte: Stoffe können mehr oder weniger dicht gewebt sein, das beeinflusst naturgemäß die Reißfestigkeit. Wenn bei dichterer Webung mehr Material pro Flächeneinheit existiert, hält dieses höheren Belastungen stand.
Art des Garns: Zwirne sind als zusammengedrehte Garne reißfester als ein einfaches Garn.
Die Reißfestigkeit lässt sich testen, indem ein Stoffstreifen mit Gewichten belastet wird, bis er reißt. In der Praxis unternimmt das kein privater Käufer, es dient eher als "Gut-zu-wissen-Information". Von der Reißfestigkeit, die ausschließlich beim Zug in Kettrichtung gemessen wird, ist die sogenannte "Einreißfestigkeit" zu unterscheiden. Stoffe reißen entgegen der Kettrichtung (beziehungsweise diagonal oder um 90° versetzt zu ihr) oft schneller ein. Das spielt eine Rolle unter anderem bei Markisen.
Technische Definition der Reißfestigkeit
Technisch muss die Reißfestigkeit (= "Zugfestigkeit") bei allen möglichen Materialien beurteilt werden, sie ist als Spannung definiert, die bei maximaler Zugkraft auf den ursprünglichen Probenquerschnitt entsteht (der Probenquerschnitt verändert sich durch den Zug). Es gibt mehrere Formelzeichen für die Zugfestigkeit, darunter R, Sigma, Beta und f. Als Maßeinheit gilt die Kraft pro Fläche, gemessen in N/mm² oder in MPa. Bei der Messung von Zug- oder Reißfestigkeit ist die Querkontraktion zu beachten. Die Werte eines Zugfestigkeitsdiagramms geben die Kraft pro Ausgangsfläche an, doch diese Fläche verändert sich durch den Zug (sie wird kleiner, weil sie sich in Zugrichtung streckt), es wirkt also mehr Kraft pro Flächeneinheit. Das muss in Bezug auf Stoffe keinesfalls bedeuten, dass sie ab einer bestimmten Dehnung schneller reißen, doch diesen Effekt gibt es natürlich.